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Das unsichtbare Mahnmal- Bild:Bernd Rausch

 

 

 

 

 

 

 

 

Nichts ist in Ordnung, Ruhe, Schweigen, Vergessen darf es nicht geben
27. Juli 2009

Die Saarbrücker online Zeitung im Gespräch mit dem Künstler Bernd Rausch zur dokumentarisch–künstlerischen Ausstellung über die Vernichtung der Roma u. Sinti in Auschwitz.

Am 11. August eröffnet in Frankfurt /Main die Ausstellung des Fördervereins Roma e.V. mit dem Saarbrücker Künstler Bernd Rausch ihre Pforten. (http://www.saarbruecker-online-zeitung.de/?p=3017) In der bedrückenden Atmosphäre des ehemaligen Frankfurter Gefängnisses Klapperfeld, nahe der Zeil, zeigt die Ausstellung in ihrem künstlerischen Teil Bilder über die Vernichtung, Verfolgung und Deportation der Roma und Sinti in Auschwitz. Die Bilder zeigen Wunden, die offen sind, Zerstörung, die bleibt, Stätten der Tat, Tote, die nicht schweigen. Was den Saarbrücker Künstler Bernd Rausch dazu bewogen hat, sich an dieser Retrospektive eines der dunkelsten Kapitel der jüngsten deutschen Geschichte zu beteiligen, erzählt Rausch im exclusiv Interview mit unserer Mitarbeiterin Petra Jung.

SoZ: - In den vergangenen 90igern Jahren hast Du erstmals ein Bild zur Vernichtung und Auslöschung im Nationalsozialismus hergestellt. Das unsichtbare Mahnmal vor dem Saarbrücker Schloß war unmittelbarer Anlaß. Der Platz des unsichtbaren Mahnmals wurde 1993 in Saarbrücken eingeweiht. Das Konzept eines nicht sichtbaren Mahnmals geht zurück auf eine Initiative des Kunstprofessors Jochen Gerz und mehrerer Studenten, die Anfang der 1990er Jahre begannen, in die Pflastersteine des Schloßplatzes des Saarbrücker Schlosses Namen ehemaliger jüdischer Friedhöfe einzumeißeln und diese Steine anschließend, mit der Beschriftung nach unten, wieder in das bestehende Pflaster einzufügen. Das Mahnmal wurde am 23. Mai 1993 der Öffentlichkeit übergeben und ist seitdem lediglich an den unauffällig angebrachten Schildern zum Platz des Unsichtbaren Mahnmals erkennbar. Du hast …

B.R: - Hätten mir damals Baumaschinen zur Verfügung gestanden, am Saarbrücker Schloß inklusive des Vorplatzes wäre kenntlich geworden (siehe Bild), dass hier der Deportationsplatz der jüdischen Bevölkerung ins Gas und die Vernichtung war. Es darf keine Befriedung und Einebnung, keine Ordnung der Erinnerung geben.

SoZ: - Deine Bilder zur Ausstellung Frankfurt-Auschwitz sind diesem Leitsatz gefolgt: Keine Ordnung, keine Befriedung …

B:R: - Keinen Frieden mit den Taten und den Tätern. Nichts ist in Ordnung, Ruhe, Schweigen, Vergessen darf es nicht geben. …

SoZ: - Du schreibst in deinem Einleitungstext zur Ausstellung: Über allem, vor allem und allem zugrunde liegt der Zivilisationsbruch Auschwitz …

B.R: - Im Nachfolgestaat des Massenmördstaates, wo einflußreiche Kreise der CDU/CSU, 65 Jahre nach der Vernichtung noch immer verhindern, dass neofaschistische Parteien verboten werden, sollten wir in allen Bildungs-und Kulturstätten des Landes Adornos Erkenntnis einmeißeln: “Jede Debatte über Erziehungsideale ist nichtig und gleichgültig diesem einen gegenüber, dass Auschwitz nicht sich wiederhole.” Der Holocaust steht aller
Auseinandersetzung vor.

SoZ: - Du schreibst weiter: So entgrenzt das Verbrechen der Vernichtung durch Deutsche während der Zeit des Nationalsozialismus war, so radikal war die Zerstörung der Kultur. Die Darstellung ist Entgrenzung ...

B.R: - Die Barbarei, die Entgrenzung des Massenmordes, die Auslöschung, die Vernichtung erzeugen Bilder in unseren Vorstellungen. Die Bilder des realen Abbildlichen sind durch die Darstellungen fotografischer Zeugnisse besetzt. Wer an Auschwitz denkt assoziiert Bilder der Gleise die in das Eingangstor Auschwitz führen, wo es kein entrinnen gibt, Arbeit macht frei, Die aufeinander Liegenden, zu Bergen getürmten Toten, die abgemagerten, dem Verhungern nahen Menschen, die Gaskammer, die Verbrennungsöfen, die mit Toten aufgefüllten Massengräber. Meine Bilder entstanden mehr als 60 Jahre nach dem Menschheitsverbrechen im Land der Täter. Diese Bilder müssen andere Bilder sein.

SoZ: - Im Zentrum deiner Bilder-Auseinandersetzung stehen Roma und Sinti und die Liquidation des „Zigeunerlagers“ Auschwitz-Birkenau.

B.R: - Die Ausstellung unterteilt sich in zwei Bereiche den dokumentarischen Teil und die künstlerische Auseinandersetzung. Die dokumentarische Ausstellung zeigt in exemplarischer Weise die Verbrechen, die Vernichtung. Dargestellt wird in Bild und Textdokumenten die Verstrickung städtischer Institution, auch über die Zeit nach 1945 hinaus. Im Zentrum des künstlerischen Teils meiner Bilder-Auseinandersetzung stehen die Roma und Sinti in Frankfurt und die Liquidation des „Zigeunerlagers“ Auschwitz-Birkenau.

Die Fragen stellte Saarländische Online-Zeitung: s-o-z-Mitarbeiterin Petra Jung

Eröffnung - 11.8.09 - 19.30 Uhr

Ausstellung vom 11.8.09 bis 11.9.09 - Ort: ehem. Gefängnis Klapperfeld, Klapperfeldstraße 5, (nähe Zeil), Frankfurt a.M. Die Ausstellung ist geöffnet Di. - Fr. 11 bis 14 u. 17 bis 20 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr

Kontakt: Bernd Rausch http://www.ausstellung-rausch.de, rausch.b@web.de