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Als hessischer Generalstaatsanwalt war Fritz Bauer verantwortlich für das Zustandekommen des Auschwitz-Prozesses, der von Dezember 1963 bis August 1965 in Frankfurt am Main stattfand. Mit diesem Prozess gewann die Auseinandersetzung mit dem Holocaust in der Bundesrepublik Deutschland erstmals eine öffentliche Dimension.
Der Theatertext Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen von Peter Weiss (1965)

Ausgehend vom Material des 1. Frankfurter Auschwitz-Prozesses und noch während er andauerte geschrieben, wurde Peter Weiss‘ Theatertext Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen am 19. Oktober 1965 zugleich in 15 Inszenierungen und szenischen Lesungen an verschiedenen west- und ostdeutschen Theatern uraufgeführt.

Peter Weiss hatte selbst als Beobachter wiederholt den Prozess besucht und zog Bernd Naumanns regelmäßige Reportagen aus dem Gerichtssaal, die in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen, sowie weitere Presseberichterstattung und ausführliche Literaturrecherchen über Auschwitz als Material heran. Weiss hatte noch im Januar 1939 aus der CSR über die Schweiz nach Schweden emigrieren können, während Freunde, die in Prag zurückblieben, später in Auschwitz ermordet wurden. Er fühlte sich als ein Entkommener, der auch für diesen Ort bestimmt gewesen sei, beladen mit einer Schuld, einer Verantwortung, das Geschehene zu erinnern. „Diese Schuld war nicht zu tilgen, aber sie nahm eine andere Form an, wenn man Verantwortung auf künstlerischer und moralischer Ebene übernahm.

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Auschwitz Prozeß

Im Haus Gallus in der Frankenallee 111 in Frankfurt am Main fand vom 3. April 1964 bis zum 20. August 1965 der historische Frankfurter Auschwitz-Prozess statt, der am 20. Dezember 1963 im Frankfurter Römer begonnen hatte.

22 Angeklagte standen vor Gericht, 357 Zeugen aus mehreren Ländern sagten aus, darunter 211 Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz. Ein Problem für die Justiz war die Tatsache, dass Ungeheuerlichkeiten wie Massenmord und Massenvernichtung im Strafgesetzbuch gar nicht vorgesehen waren. So lautete die offizielle Bezeichnung „Strafsache gegen Robert Mulka (ehemaliger Adjutant des Lagerkommandanten) und andere“.

Nachdem der Prozess im Römer eröffnet wurde zog das Gericht im April 1964 ins Bürgerhaus Gallus um, wo der Prozess unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen weiter ging. Im Haus Gallus wurde 2004 auf mehreren Ebenen und rund tausend Quadratmetern sichtbar gemacht, um was es seinerzeit unter dem Vorsitz von Richter Hofmeyer ging: Um Beihilfe zum Mord an 28.910 Menschen, beziehungsweise gemeinschaftlichem Mord an 4.243 Menschen, in 605 Fällen konnte Mord als selbständige Tat nachgewiesen werden.

Das Frankfurter Fritz Bauer Institut erinnerte 2004 mit einer historisch-dokumentarischen und einer künstlerischen Ausstellung an die Vorgeschichte des Prozesses, den Prozessverlauf und Rezeption.

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Haus Gallus, Juli 2009
2009 - Blick zurück
Haus Gallus, Juli 2009, Fotos/Montage: Bernd Rausch + Pressefoto Auschwitzprozess