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25.8.2010
Die DemonstrationsteilnehmerInnen kamen aus einem breiten gesellschaftlichen Spektrum, von engagierten BürgerInnen, über linksalternativen SzeneanhängerInnen, antifaschistischen und antirassistischen Gruppen und erfreulich vielen MigrantInnen mit ihren Kindern. Der Demonstrationszug bot so ein friedliches, buntes Bild, was zu einer positiven Außenwirkung beitrug. Am Rande der Demonstration wurden viele Flugblätter verteilt und Aufkleber verklebt, sodass die interessierten PassantInnen mit Hintergrundinformationen über den Sinn der Aktion aufgeklärt wurden. Während der Demonstration kam es zu zwei kleineren Zwischenfällen. So mussten zu Beginn der Auftaktkundgebung zwei provozierende, alkoholisierte und wahrscheinlich "verirrte" Typen, einer trug ein "Eisernes Kreuz" Tattoo, aus der Demonstration gebeten werden. Diese kamen der freundlichen, aber bestimmten, Aufforderung die Kundgebung zu verlassen nach kurzer Diskussion nach. An der Domsheide provozierten dann am Rande der Demonstration drei ebenfalls alkoholisierte Fußballfans mit 'Schland-Rufen und dem Zeigen des Hitlergrußes. Sie verließen den Schauplatz aber mit den Beinen in der Hand, als sich einige junge AntifaschistInnen näherten. Insgesamt war es heute eine erfolgreiche Demonstration, die bei schönem Wetter mitten in der Innenstadt ihre Wirkung entfalten konnte. captnX Weitere Informationen zur Thematik finden sich unter: |
Abschiebungen von Minderheitenangehörigen in das Kosovo stoßen bei Experten auf gegensätzliche Einschätzungen. Dies zeigte sich am Montag, 28. Juni 2010, in einer öffentlichen Sachverständigenanhörung des Innenausschusses unter Vorsitz von Wolfgang Bosbach (CDU/CSU) zu zwei entsprechenden Anträgen der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen. Während einige Experten die deutsche Abschiebepraxis
verteidigten, stieß sie bei anderen Sachverständigen auf teilweise
scharfe Kritik. Die Fraktion Die Linke verlangt in ihrem Antrag (17/784) ein
Bleiberecht für Roma aus dem Kosovo und fordert die Bundesregierung auf,
sich bei den Ländern für eine sofortige Aussetzung der Abschiebung
von Flüchtlingen aus dem Kosovo einzusetzen und das "deutsch-kosovoalbanische
Rückübernahmeabkommen“ aufzukündigen. Auch soll sie nach dem Willen der Abgeordneten ihr Einverständnis gegenüber den Ländern für eine Aufenthaltsgewährung aus humanitären Gründen für Roma sowie andere Minderheitenangehörige und besonders schutzbedürftige Personen aus dem Kosovo erklären und sich für eine entsprechende dauerhafte Bleiberechtsregelung einsetzen. Wie die Linksfraktion fordern auch Bündnis 90/Die
Grünen in ihrem Antrag (17/1569) die Bundesregierung auf, sich gegenüber
den Bundesländern für eine Aufenthaltsgewährung aus humanitären
Gründen für Minderheitenangehörige aus dem Kosovo einzusetzen.
Auch solle sie das deutsch-kosovarische Rückübernahmeabkommen für
Minderheitenangehörige aus dem Kosovo aussetzen. Torsten Böhling von der Zentralen Ausländerbehörde Bielefeld wandte sich gegen Vermutungen, die Zahl der Abschiebungen in das Kosovo gingen "extrem in die Höhe“. Dies sei nicht der Fall. Im Jahr 2008 seien 597 Personen in das Kosovo abgeschoben worden, im vergangenen Jahr 541 Personen und in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 263 Personen. Dies zeige, dass die Zahl der Rückführungen auf ungefähr gleichem Niveau bleibe. Die Zahl der seit Mitte 2009 möglichen Rückführungen
ethnischer Roma habe 2008 bei 76 gelegen und in der Zeit von Januar bis Mai
2010 bei insgesamt 66. Man sei also weit davon entfernt, dass es "Massenabschiebungen“
in das Kosovo gebe. Auch zeichne sich nicht ab, dass sich diese Zahlen "ganz
gravierend nach oben verändern“. Hans-Hermann Gutzmer vom niedersächsischen Innenministerium sagte, viele Roma aus dem Kosovo hätten sich während eines langjährigen Aufenthalts in Deutschland wirtschaftlich nicht integriert. Dass bundesweit etwa 11.000 Menschen ausreisepflichtig seien, zeige, dass es "hier in besonderem Maße Integrationsschwierigkeiten“ gebe. In vielen Fällen fehle es an der notwendigen Bereitschaft, sich intensiv um eine Erwerbstätigkeit zu bemühen. Hartmut Sprung vom Nürnberger Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge verwies darauf, dass auch die Schweiz und Österreich
das Kosovo als sicheres Land bezeichneten. Dieser Einschätzung habe sich
auch Großbritannien angeschlossen, und Frankreich denke gleichfalls
darüber nach. Der ehemalige Hohe Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina und einstige Bundesminister Dr. Christian Schwarz-Schilling forderte dagegen eine sofortige Beendigung der Abschiebungen. Die in das Kosovo abgeschobenen Kinder, die teilweise in Deutschland geboren worden seien, könnten weder die kosovarische noch die serbische Sprache und kämen nicht in ihre Heimat zurück, sondern in ein für sie fremdes Land. Johannes Wedenig von UNICEF Kosovo verwies darauf,
dass einer Studie zufolge von vier rückgeführten Kindern nur eines
noch zur Schule gehe. Für 74 Prozent bedeute die Rückführung
den Abbruch ihrer in Deutschland begonnenen schulischen Laufbahn. Zu den Gründen
zählten neben Armut auch Sprachbarrieren. Für die Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl betonte ihr Vertreter Dr. Stephan Dünnwald, er halte es nicht für verantwortlich, dass alte, kranke und bedürftige Menschen in das Kosovo zurückgeschickt würden sowie Roma, "die zusätzlich einer ganz deutlichen Diskriminierung unterliegen“. Sebastian Ludwig vom Diakonie Bundesverband warb dafür,
den Roma, Ashkali und Ägyptern eine Aufenthaltserlaubnis aus humanitären
Gründen zu gewähren. Im Kosovo sei ihnen die "effektive Inanspruchnahme
von Menschenrechten“ politischer oder wirtschaftlicher, kultureller
und sozialer Art in vielerlei Hinsicht nicht möglich. Eine Gefahr für
Leib und Leben sah Ludwig aufgrund "erheblich eingeschränkter oder
nicht vorhandener Möglichkeiten der Existenzsicherung oder der Gesundheitsversorgung“. Torsten Böhling, Zentrale Ausländerbehörde,
Bielefeld
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