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Stich mich nicht ins Knie

Mit eiskalter Miene, also quasi das Gegenteil von entgleisten Gesichtszügen, nahezu ohne Puls, wie er auch zu diesem Zeitpunkt mit eiskaltem Herzen aufwartete, so als hätte er gerne einen Mann gespielt, der siegessicher, so kurz wie aus dem Arm schüttelnd gut gelaunt die Sparkassenfiliale am Rande des Viertels ausraubt, gut gelaunt natürlich, denn was ist schon der Einbruch in eine Bank im Vergleich zum Besitz einer Bank. So ein Held wäre Hans Lichtgestalt gerne gewesen, war er aber nicht, also begann er in einem Treibhaus am anderen Ende des Viertels mit Steinen zu werfen, als ihn ein Bienenstich unvermittelt niederstreckte.

... Der Bienenstich war durch das Lesen von Ludwig-Harig-Büchern über die Jahre außen hart und böse geworden. So spürte er täglich in seinen wenigen, weichen Eingeweiden den nagenden Bandwurm des Weltschmerzes nagen. Noch nie hatte er, der Bienenstich, irgendjemand munden können, noch nicht einmal damals, als ihn Magdalena Kümmerling gebacken hatte. Pfeffer statt Zucker hatte sie in ihrer Gekränktheit in den angerührten Teig gestreut, Currypulver statt Honig hatte sie genommen, sogar mit Oregano die Vanille ersetzt und noch einen Schuss schieren Bitterlings in den Teig hineingespritzt, mit der puren Absicht verbunden, ihre gesamte Familie plus die Nazisippschaft auszurotten. Nun, wenn auch die Absicht löblich war, die Ausführung misslang ihr gründlich. Ihr Vater rührte zwar niemals mehr einen Kuchen an, doch kurz bevor er in eine Nervenheilanstalt eingeliefert wurde, verbannte er Gardena zu sieben Jahren Mühsal in den Treibhäusern des Bruchsaals nahe der Augsburger Puppenkiste. Verbannung! Verbannung! Oh Gulag mein. ...
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