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Tagebuch “Die Röchlings und die Völklinger Hütte”

Tag 40 – 22. Dezember 2014

 

Die Völklinger Hütte 1918 – 1949

Eine Frage vorab: Hätten die Industriearbeiter an der Saar auch mit jenem kämpferischen Elan für ihre legitimen Interessen gekämpft,
wenn ihnen neben den Industriellen der Röchling-Familie, der Stums
u.a. nicht Frankreich, sondern das Deutsche Reich mit seiner polizeilichen und militärischen Gewalt gegenüber gestanden hätte? Anders gefragt: Waren die Kämpfe des Proletariats nach 1919 sowohl soziale als auch nationale Auseinandersetzungen? Wenn diese Frage
mit ja beantwortet werden kann, würde sich der Weg heim ins
Nazireich 1935 offensichtlicher erschließen.

Im Saargebiet, wo sich im Gefolge der Novemberrevolution ebenfalls wie im deutschen Reich Arbeiter und Soldatenräte bildeten, wurden diese nach wenigen Tagen vom französischen Militär untersagt. In Völklingen setzte das französische Militär am 12. November 1918 den Erungenschaften der Novemberrevolution ein Ende. Auf der Grube Velsen verweigerten beispielsweise die französischen Behörden den streikenden Arbeitern den Achtstundentag mit der Begründung, dass
es nicht zu einer gestörten Kohleversorgung kommen dürfe. Bei
anderen Streiks wurden Bergleute zu Gefängnisstrafen zwischen 2
und 5 Jahren verurteilt. Andere Bergleute wurden aus dem Saarbebiet ausgewiesen. Streiks, Aussperrungen, Inhaftierungen von Arbeitern waren vor allem bis 1923 keine Seltenheit.

Große Teile der saarländischen Bevölkerung und alle saarländischen Parteien wendeten sich von der französischen Verwaltung des Saargebiets ab und wollten bis 1933 heim ins Deutsche Reich. Mit
der Machtübernahme der NSDAP im Reich änderte sich die Politik
der linken Parteien im Saargebiet. Nun wurde der Status quo
propagiert, das hieß Beibehaltung der Mandatsverwaltung bis zum
Sturz Hitlers.

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