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Tagebuch “Die Röchlings und die Völklinger Hütte”

Tag 5 – 24. September 2014

 

Der Freund Hitlers schreibt ein Weihnachtsmärchen

Röchling stand in einem engen Vertrauensverhältnis zu Hitler. Als Röchling am 18. Mai 1942 an einer Mittagstafel mit Hitler teilnahm,
wurde er von Hitler als renommierter Gast und alter Bekannter aus der „Kampfzeit“ und als „eine in ihrer Zurückhaltung und Abgeklärtheit besonders eindrucksvolle Industriellenpersönlichkeit“ präsentiert. Röchling schrieb für Hitler mehrere Denkschriften, so zum Beispiel
am 17. August 1936 unter dem Titel: „Gedanken über die Vorbereitung zum Kriege und seine Durchführung“, in der er Hitler zum Krieg gegen die Sowjetunion aufforderte, um das „Weltjudentum“ zu bekämpfen.
Er schrieb: „Immer drohender wird die Kriegsgefahr für das deutsche Volk. Im Osten steht Russland mit seiner kommunistischen Staatsauffassung und der Gottlosenlehre im schärfsten Gegensatz
zum nationalsozialistischen Deutschland, das ihm den Weg zur Weltrevolution versperrt. Deutschland hat mit seinem Antisemitismus dem in Russland absolut herrschenden Judentum und dem Judentum
der Welt, dem einflussreichsten Vorkämpfer des Bolschewismus, den schärfsten Kampf angesagt.“

Die Ausstellung „Die Röchlings und die Vöklinger Hütte enthält
durchaus wissenswerte Informationen. Heute las ich Hermann
Röchlings handschriftlich verfasstes „Weihnachtsmärchen“, das
der Nazi 1946 im Militärgefängnis Nürnberg geschrieben hat.

„ Ein Weihnachtsmärchen“ von Hermann Röchling. Die Ausstellungsmacher haben wohl gedacht, einerseits ist es gut, mit
dem handgeschrieben Märchen als Dokument in der Ausstellung
beeindrucken zu können, aber andererseits ist es auch besser, wenn
der Text von niemandem zu Ende gelesen wird. So wurden die Seiten des Weihnachtsmärchens kopiert und auf eine Litfaßsäule geklebt,
von oben nach unten. Der letzte Zettel, auf dem Hermann Röchlings Erkenntnis über das Menschheitsverbrechen und sein Mitwirken dabei
zu finden sind, wurde in Bodenhöhe angebracht. Und da das handgeschriebene Originalmaterial, von dem die Kopien gezogen
wurden, auch nicht mehr im besten Zustand war, musste ich nahe ran,
um die Handschrift lesen zu können. Selbst auf den Knien war es mir nicht möglich, die letzte Seite zu lesen. Dies gelang mir erst, als ich
mich in der Ausstellungshalle flach auf den Boden legte.

Aus „Die Krösus Motor Co und die Ideal Werke – Ein Weihnachtsmärchen 1946“ (Originaltitel):

„Es war einmal – so fangen alle Märchen … eine ganz große Autofirma, die noch mehr Autos im Jahr baute als General Motors und noch umfassender war wie Ford. Es war dies die Krösus Motor Co … Sie
war so großmächtig geworden, weil ihre Direktoren tüchtige Leute
waren, die alles für das Geschäft taten. Sie benutzten jede Möglichkeit immer mehr Autos zu erzeugen und sie zu verkaufen. Sie waren gute Kaufleute. Ihre Autos waren gute zuverlässige Wagen …“ und so weiter und sofort und wenn sie nicht gestorben sind … wäre da nicht der ungeheuerliche, erkenntnisreiche Schluss der Geschichte:

„Aber da sie nicht wusste, wie sie zu Hause die Dinge meistern sollte, entschloss sie sich wenigstens in der Angelegenheit der schmutzigen Wäsche … ganze Arbeit zu machen … die so viele braune Stücke entzogen hatte, zum Weihnachtsfest zurück zu geben, denn die
Wäsche war zwar braun, aber sonst sauber.“

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