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Tagebuch “Die Röchlings und die Völklinger Hütte”

Tag 6 – 26. September 2014

Ein Problem, das der Ausstellung zugrunde liegt, wird bereits in der Selbstdarstellung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte sichtbar.

In dem fünfzehnminütigen Trailer über das Weltkulturerbe Völklinger Hütte, der filmtechnisch hervorragend gemacht ist, wird der Moloch Hütte, der er für die Menschen, die dort arbeiten mussten, war, als Kathedrale der Arbeit gelobt und gepriesen. So wird die Hütte als Ort beschrieben, wo Funken fliegen, Feuer und gebündelte Energie vor
Kraft nur so strotzen. Ein Werbefilm, der sich ganz der Darstellung der ästhetischen Sphären von Eisen und Stahl hingibt, kann kaum noch den Zusammenhang der gesundheitsgefährdenden Dämpfe, des
Sinterstaubs, mit den begrenzten Lebenserwartungen der Arbeiter aufzeigen.

Der Film läßt einen anderen, äußerst dunklen Aspekt jedoch außen vor: die Völklinger Hütte als Ort, an dem in der Zeit des Nationalsozialismus unter dem Namen Röchling über 12 000 Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen schuften mussten und viele an den Folgen der Ausbeutung starben. In dem 15minütigen Filmbeitrag geht lediglich eine knappe Bildsequenz (5 Sekunden) und ein Satz mit einem
Nebensatz auf die Zwangsarbeit ein.

Der Trailer ist ausschließlich eine gut gemachte Produktwerbung für
das Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Und wie Werbefilme nun mal
sind, preisen und loben sie die Ware, die sie anbieten und verkaufen wollen. Eine kritische Reflexion ihres Gegenstandes ist dabei nicht beabsichtigt.

Diese unkritische Herangehensweise, die diesem Film zugrunde liegt, wurde auch bei der Konzeption der Ausstellung angewandt.

 

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