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Abschließend

Tagebuch “Die Röchlings und die Völklinger Hütte”

Tag 68 - 28. Februar 2015

 

Hermann Röchling - Seine Nazis halten ihm die Treue

 

Hermann Röchling wollte den braven Arbeiter, der für ihn schuftet und sich
ansonsten ruhig verhält. Denkende Arbeiter mit eigenen und gewerkschaftlichen
Interessen waren ihm zutiefst verhasst. Der überzeugte Nazi Röchling, der
verantwortlich zeichnet für die Verschleppung von mehr als 200 000
Zwangsarbeiter in die nationalsozialistische Eisen- und Stahlindustrie und für
die menschenverachtende Behandlung der Zwangsarbeiter sowohl in seinem
Völklinger Werk als auch in den von ihm verwalteten Eisenhütten in den
besetzten Ländern. Die Familie Röchling hat von den Raubkriegen der Nazis
in großem Maße ökonomisch profitiert. Hermann Röchling wurde für seine
Verbrechen am 25. Januar 1949 zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Es meldeten
sich 111 Rentner (ehemalige Arbeiter und Angestellte), um die Haftstrafe an
seiner Stelle abzusitzen.

Oskar Lafontaine schreibt im Vorwort zu Dieter Gräbners Buch "Wer war
Hermann Röchling" über das Selbstverständnis des Arbeiters im
Völklinger Eisenwerk. "Ich habe meine Arbeit immer so gemacht, als ob es für
mich wäre. ... Durch eine solche psychische Wiederaneignung der Lohnarbeit konnten sich die Arbeiter mit Stumm oder Röchling identifizieren Es war ihre
Arbeit und ihre 'Hütt'. ... Röchling, das waren nicht nur Hermann, Robert, Ernst
oder wie sie sonst noch hießen. Röchling, das waren alle, die dort gearbeitet
haben. Und sie alle waren doch keine Kriegsverbrecher. So oder so ähnlich funktionieren wohl noch heute die Identitätsmechanismen im Unterbewußtsein."

Und sie alle waren doch keine Kriegsverbrecher, nein, alle waren keine Kriegsverbrecher. Doch folgende Tatsache bleibt: Wenn auch nicht alle Kriegsverbrecher waren, so war doch ein großer Teil der Arbeiter, der
Angestellten und der Völklinger Bevölkerung derart mit dem Nationalsozialismus
und dem Röchling-Nazitum verstrickt, dass es ein Leichtes war, die 111 Rentner
für das Absitzen der Haftstrafe von Hermann Röchling zu finden. Das gesamte Ausmaß und die Tiefe der Verbandelung wird deutlich, wenn man betrachtet, dass selbst 70 Jahre nach dem von den Deutschen begangenen Menschheitsverbrechen der Naziverbrecher Hermann Röchling noch immer Ehrenbürger Völklingens ist.
Eine Mehrheit der Bevölkerung verhindert bis heute die Löschung seines Namens
aus der Ehrenbürgerliste und dies in der Stadt, die das erste Industriedenkmal als Weltkulturerbe beheimatet. Was tun?

 

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