Tagebuch Die Röchlings und die Völklinger Hütte
Tag 21 2. November 2014
Meinrad Grewenig, der Direktor des UNESCO Weltkulturerbes,
steht
für Kontinuität im Hause Röchling in Völklingen. In einem
einleitenden Beitrag im Katalog zur Ausstellung Die Röchhlings
und die Völklinger Hütte schreibt er: Der
Neustart der Völklinger Hütte, der mit dem
Kauf durch Carl Röchling am Ende des 19. Jahrhunderts verbunden
war, tritt räumlich in Dialog zu der Zeit des Neubeginns am Ende
des 20. Jahrhunderts, als die Roheisenphase stillgesetzt war, die Völklinger
Hütte UNESCO Weltkulturerbe wurde und nun nicht mehr aktives Eisenwerk
war, sondern Kulturort des 21. Jahrhunderts wurde.
In der Ausstellung stehen sich Nazizeit mit 3. Reich und die Zwangsarbeiterthematik
direkt gegenüber.
Was meint Herr Grewenig damit? Tatsache ist doch, dass das 3. Reich und die Zwangsarbeit eins sind und sich da gar nichts gegenüber stehen kann. Das ist wie bei Hermann Röchling selbst, da steht ja auch kein genialer Techniker einem einflussreichen Nazi-Industriellen gegenüber, das ist ein und derselbe Mann, der Kriegsverbrecher Hermann Röchling.
Aber auch die Interventionen von Meinrad Grewenig gegen die Anbringung der Stolpersteine vorm Eingang des Weltkulturerbes Völklinger Hütte und seine Stellungnahme für die Beibehaltung des Namens des Kriegsverbrechers Hermann Röchling für den Völklinger Stadtteil qualifizieren diesen Mann nicht, jedenfalls nicht in einem demokratischen Sinne, für diesen Job.
Erich Später schrieb in seinem Beitrag Kultur wird erst durch Nazis schön für das Monatsmagazin Konkret (08/2012) u.a. :
Die gegenwärtige Debatte über
eine Umbenennung der Hermann-Röchling-Höhe setzte 2010 mit einer
bemerkenswerten Initiative dreier Einwohner dieses Stadtteils ein. Sie forderten,
die Ehrung des Nazi-Verbrechers Röchling in Völklingen endlich zu
beenden. Die Völklinger SPD, die jahrzehntelang in Treue fest zu Röchling
gestanden hatte, begann eine heftige interne Diskussion, die schließlich
zu einer Kehrtwende der Partei geführt hat. Mit dazu beigetragen hat
das vollkommene Versagen der Stadt und der Ermittlungsbehörden angesichts
einer beispiellosen Serie von Brandanschlägen auf von Migranten bewohnte
Wohnhäuser. Die Opfer wurden von den
Ermittlern und der Stadt selbst als Versicherungsbetrüger denunziert
und zu Tätern gemacht. Hinweise auf einen rechstsradikalen
Hintergrund der Anschläge wurden ignoriert. Der schließlich
gemeinsam von den Fraktionen der SPD und der Linkspartei in
den Stadtrat eingebrachte Antrag zur Umbenennung der Hermann-Röchling-Höhe,
der auch von den beiden Grünen-Abgeordneten unterstützt wurde, sollte
daher auch verhindern, daß sich Völklingens
Ruf als Nazi-Hochburg verfestigt.
Unmittelbar vor der entscheidenden Abstimmung
am 14. Juni aber meldete sich der seit 1999 amtierende Leiter des »Weltkulturerbes
Völklinger Hütte«, Meinrad Grewenig, zu Wort. Das Schicksal
der gequälten und ermordeten Zwangsarbeiter der ehemaligen Röchling-Werke
war ihm bis zu diesem Zeitpunkt keine öffentliche Stellungnahme, Initiative
oder gar Ausstellung auf dem Terrain der Hütte wert gewesen. Sieht man
genauer hin, ist das auch kein Wunder: Kurz vor seiner Ernennung zum Leiter
dieses Weltkulturerbe-Stützpunkts war Grewenig 1998 in die elitäre
katholische Verbindung »Ritter des Heiligen Grabes zu Jerusalem«
aufgenommen worden. Die Organisation ist streng hierarchisch strukturiert
und versammelt eine sogenannte Elite von Politikern, Bankern und Managern
in ihren Reihen. Ihr deutscher Zweig wurde 1933 von Hitlers Stellvertreter
Franz von Papen gegründet. Papen hatte durch seine Ehefrau Martha von
Boch-Galhau enge Verbindungen ins Saargebiet und war Hermann Röchling
politisch eng verbunden. Das im saarländischen Wallerfangen befindliche
Familiengut wurde als »Gut Papen« bezeichnet und befindet sich
bis heute im Familienbesitz. Auch nach 1945 wurde die enge Verbindung führender
»Ritter« mit
ehemaligen Aktivisten des Nazi-Regimes fortgesetzt die »Ritter«
unterstützten etwa die 1951 von Nazi- Kadern und SS-Leuten
gegründete »Stille Hilfe«, eine Organisation, die NS-Tätern
etwa bei
der Flucht vor Strafverfolgung half. Im Vorstand dieser Nazi-Hilfsorganisation
saß der Chef der deutschen Sektion der »Ritter«,
der »Statthalter« Richard Graf Kerssenbrock. Grewenig, stolz auf
Titel, Auszeichnungen und Preise, erwähnt seine Mitgliedschaft bei den
»Rittern« in der von ihm vermutlich selbst verfaßten Wikipedia-Biographie.