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Die Kriegsvorbereitungen brachten unmittelbaren Gewinn für die Röchlings

 

Tagebuch “Die Röchlings und die Völklinger Hütte” -

Tag 50 - 9. Januar 2015

 

Kriegsvorbereitungen im Röchling-Werk

Diese Kriegsvorbereitungen hatten unmittelbaren Nutzen für die
Röchling-Familie. Von dem 1938 im Völklinger Werk erzeugten
Edelstahl hatte Stabstahl einen Anteil von 41 %, Federnstahl von
25 % und Schmiedestücke von 11,7 %. Mehr als drei Viertel des
Edelstahls, der bei den RESW gefertigt wurde, wurden ausschließlich
für die Rüstung und die Vorbereitung des Krieges erzeugt
.

Systematisch, schreibt Kesternich, lässt sich im „Völklinger Hüttenmann“ nachweisen, wie die RESW-Beschäftigten auf den nächsten Krieg
vorbereitet wurden. Bereits in Nummer 4 der Werkzeitung befasste man
sich auf zwei Seiten mit dem Thema „Gedanken zur Wehrpflicht“ und
mit dem am 21. Mai 1935 erfolgten Erlass eines geheimen „Reichsverteidigungsgesetzes“ durch die nationalsozialistische Regierung. Das Gesetz berechtigte die Hitler-Regierung, über das gesamte
Reichsgebiet den „Verteidigungszustand“ zu verhängen. Es ermöglichte
allen Behörden, die mit der Rüstung zu tun hatten, ein Eingreifen bei der Vorbereitung des Krieges. So deutlich konnte es der Leser des
„Völklinger Hüttenmanns“ nicht nachlesen. Mit den vieldeutigen Worten:
„Wie vor dem Kriege, so wird auch jetzt wieder die deutsche Armee die große allumfassende Schule des Volkes sein“ stimmte man insbesondere
den jüngeren Teil der RESW-Belegschaft, der die Schrecken des Krieges noch nicht kannte, auf den kommenden Krieg ein. Seit der
Machtübertragung auf die Hitler-Regierung ließ Röchling an einem Krieg keinen Zweifel. Für ihn war „der Krieg schärfste (-r) Wertmesser für alle Dinge“, und „ein Krieg (hat) in erster Linie (das Ziel) der Vernichtung des gegnerischen Lebens und seiner Einrichtungen.“ ...

H. Röchling in einer Denkschrift am 17. August 1936 unter dem Titel
„Gedanken über die Vorbereitung zum Kriege und seine Durchführung“: „Immer drohender wird die Kriegsgefahr für das deutsche Volk.“ ...
„Deutschland hat mit seinem Antisemitismus dem in Rußland absolut herrschenden Judentum und dem Judentum der Welt, dem einflußreichsten Vorkämpfer des Bolschewismus, den schärfsten Kampf angesagt. (...) England, das bis in die höchsten Kreise verjudet ist (...)
Der kommende Krieg wird in erster Linie ein Krieg der Technik sein,
wobei höchste Technik, höchster Mannesmut und größte Kraft zur
Ertragung von Entbehrungen vielleicht den Sieg ermöglichen. Ohne diese Voraussetzungen wird der Erfolg unmöglich sein. Unsere Bewaffnung
mag gut sein, sie ist aber von einer verwirrenden Vielseitigkeit, und sie
muß zu dem Grundsatz zurückgeführt werden, daß nur das Einfachste im Kriege Aussicht auf Erfolg hat. Wenn es gewünscht sein sollte, kann ich erfüllbare Richtlinien für das kämpfende Heer aufstellen, deren
Kennzeichen sein würde, daß die Infanterie nur mit Maschinenwaffen,
von der Maschinenpistole angefangen bis zum Maschinengeschütz, zu bewaffnen wäre, so daß siesich gegen jeden Angreifer auf der Erde und
in der Luft selbst verteidigen kann.“

Bei der Einweihung der neuen Lehrwerkstatt am 12. Dezember 1936 erklärte der für Ausbildungsfragen zuständige Reichsamtsleiter Arnhold, an die Lehrlinge gerichtet: „Ich melde Dr. Robert Ley, daß in Völklingen ein neues ‚Rekrutendepot‘ entstanden ist. In den nächsten vier Jahren müßt ihr Soldat sein, auf den sich der Führer verlassen kann.“


Siehe auch Band 1 (1873 bis 1945): "Aufstieg und Wandel - 140 Jahre Völklinger Hütte" von Hubert Kesternich, der im Frühjahr 2015 im Blattlaus Verlag (Saarbrücken) erscheint.