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Big Trouble im Nauwieser Viertel Streifzüge durch einen berühmten Stadtteil mit den Tollen und den Vollen. 128 Seiten (A6) 6,90 Euro. Kontakt

Der Spatz von Lothringen bei uns in der Rumpelkammer

„Kaum einen Steinwurf von hier wurde ein Star geboren.“ Alle spitzten nun die Ohren, wie immer, wenn Tine ihr Stimmchen hob. „In der Rumpelkammer“, sagte sie. “Ihr wisst, auf wen ich hinweisen will?“ Und alle Ohrgespitzten riefen: „Patricia Kaas, unser aller Maß, Spatz aus Lothringen.“ Fünf-Finger-Margie zog derweil ungerührt, aber virtuos an einer ihrer fünf brennenden Zigaretten und schnipselte die Asche akkurat dem Anwalt Abel ans Raucherbein. Sie dachte kurz nach und sagte: „Ja, ja die Kaas, das kleine Luder aus Forbach. Hat womöglich den letzten Mord im Viertel hautnah miterlebt. Damals, den tödlichen Schuss auf den Schlagzeuger der Five - Man - Band in der Rumpelkammer.“ „Ja, ja, ich erinnere mich“, sagte Anwalt Abel, „danach änderte die Band ihren Namen in Four - Man - Band.“ „Logisch“, sagte Krethi „und als Mörder des Drummers wurde der Boxer Hans ausgemacht, hierzulande auch als Jean bekannt. Er wurde von den Fans der Band fast aufgeknüpft. Nun, er war der Enkel des letzten China-Heimkehrers.“ Dieses Wissen verhalf dem Stammgast E. Rehlinger, ein virtuoser Psycho, zu ganz neuen, fast revolutionären Einsichten. Nun war er sich sicher: Wenn du im Viertel ein Verbrechen finden willst, musst du es schon selbst begehen. „Sag mal Krethi“, fragte Hubertus plötzlich unvermittelt, „wo ist eigentlich dein Freund Plethi abgeblieben?“

aus "Big Trouble im Nauwiweser Viertel" - Fotos: Bernd Rausch

Husten-Sinfonie & Orgie

Eine Viertelwoche später, Johanneskirche. Vor dem Kircheneingang steht Pfarrer Messenger. In der einen Hand hält er eine Marlboro, in der anderen Hand trägt er eine Waffe. Ein rauchender Diener Gottes mit einem rauchenden Colt. Es begann wie so vieles im Viertel mit einem Studentenschabernack oder einer Idee von Krethi. Angeregt durch ein Parfüm der süßen Kindfrau Patricia bastelten Chemiestudenten an einer Mixtur, die das Viertel erotisieren sollte. ... Die Kirche war voll. Die Besucher krümmten sich verzückt und rauchten wie verrückt. Es begann die "Husten Sinfonie", eine Komposition von Nelly Carol und Puck aus der Nauwieser 19. ... Immer wieder wurde die Darbietung von begeisterten Zwischenhustern unterbrochen. Sie aber sang weiter: „Überquellende Kippenvasen sind ein Genuss für eure Nasen“, um dann in einen gelungenen Staccato Gospel zu verfallen, in dem sie immer und immer wiederholte: „Freiheit, Freiheit auch im Sterben. Vor dem Gesetz sind wir alle bleich.“ Dann ließ sie das Publikum Erstaunliches sehen, nachdem sie den Umhang abgeworfen hatte. Die Menschen in den Kirchenbänken begannen nun sich liegend ineinander zu verwickeln, wie Brezeln aus der Bäckerei Stein.

aus "Big Trouble im Nauwiweser Viertel" - Fotos: Bernd Rausch

Patricia Kaas in der Rumpelkammer damals
Husten-Sinfonie & Orgie in der Johanniskirche .........Die Menschen in den Kirchenbänken begannen nun sich liegend ineinander zu verwickeln, wie Brezeln aus der Bäckerei Stein.