Ausgang

Völkermord an der Volksgruppe der Roma und Sinti.

500.000 Menschen wurden ermordet. In einem Beitrag zur Ausstellung wird die Geschichte der Verfolgung, der Deportation und der Vernichtung der Roma und Sinti in Auschwitz nachgezeichnet. (siehe: http://www.ausstellung-rausch.de/Seiten07/Ausstellungsprojekte/Roma-Sinti-2009/Ausstellung_F-A/Text_Vernichtung.htm)


Interview

16 Bilder - Vernichtung – Frankfurt/Auschwitz

Günter Schuler (GS), Journalist und Buchautor, befragt den Künstler Bernd Rausch (BR) zu seinen Bildern die in der Ausstellung: Frankfurt – Auschwitz gezeigt werden.

GS: Wie kam es zu deiner Bild-Auseinandersetzung der Vernichtung der Roma und Sinti ?

BR: Im Zuge einer Projektarbeit machte Joachim Brenner vom Frankfurter Förderverein Roma eine Führung mit mir. Von links hinter der Paulskirche gingen wir durch die Braubachstraße und dann in die Battonnstraße. Vor der Gedenktafel für die ermordeten Roma und Sinti
am Stadtgesundheitsamt reflektierten wir zum x-ten Mal im Laufe vieler Jahre, wie wenig die Ermordung der Roma und Sinti im Bewußtsein der Leute vorhanden ist. Dort in der Braubachstraße, vor der Gedenktafel entstand die Idee zur Ausstellung.

GS: Die Ausstellung Frankfurt-Auschwitz besteht aus zwei
Darstellungsweisen: dem historisch–dokumentarischen Teil und der künstlerischen Auseinandersetzung. Macht es Sinn Bilder zu entwickeln, welche die von uns erinnerten Bilder von Auschwitz – Krematorium, Gaskammer, Arbeit macht frei, die Toten, die Lager, die Massengräber – neu reflektieren?

BR. Meine Bilder entstanden 65 Jahre nach den Verbrechen durch Deutsche. Diese Bilder sind andere Bilder. Die dokumentarische Ausstellung zeigt Texte und Bilder, welche konkret das Grauen der Auslöschung der Roma und Sinti zeigen. Es wird die aktive Rolle des Frankfurter Gesundheitsamtes bei der Selektion und Vernichtung
beleuchtet. Es wird die Verstrickung dieser Behörde in den
nachnationalsozialistischen Jahren dargestellt. Die 16 großformatigen Bilder, die im künstlerischen Teil der Ausstellung Frankfurt-Auschwitz gezeigt werden, sind Reflexionen, denen die konkrete Auslöschung der
Frankfurter Roma und Sinti zu Grunde liegt. Ob die Bilder Sinn machen, wird die Auseinandersetzung jetzt im Klapperfeld und in Perspektive zeigen.

GS: Du sagst: In vielen Darstellungen fällt der Tod des Einzelnen mit dem Tod aller zusammen. In deinen Bildern ist der Einzelne kaum wahrnehmbar. Wie ist deine Aussage zu verstehen?

BR: Das Nicht-mehr-Vorhandensein, die leeren Räume, die
Erschießungsstätten, der Ort der Vernichtung: Auschwitz-Birkennau, die Wunden in der inneren und äußeren Natur die bleiben, das sind Bilder wo sowohl an den Einzelnen als auch an alle erinnert wird.

GS: Kann die Vernichtung, die Auslöschung, der Holocaust dargestellt werden? Beinhalten deine Bilder eine Form, welche die Vernichtung darstellen kann?

BR: In der Bilddarstellung unternehme ich den Versuch, das
Menschheitsverbrechen konkret zu machen, indem ich es zu fixieren suche und zeige zugleich das Scheitern dieses Versuchs.

GS: Was wird auf deinen Bildern dargestellt und warum sollen
Interessierte die Bilder anschauen?

BR: Das Lesen der Bildkomponenten zeigt zweierlei Wirksamkeit. Es zeichnet das scheinbar Reale, das nicht zu halten ist und das Abstrakte, das doch nur ein Ausschnitt der Barbarei erfaßt. Die Bildinhalte aller Ausstellungsbilder zeigen als Gesamtes eine Verdichtung, eine Annäherung an den Massenmord an den Roma und Sinti.

GS: Einige der Bilder betreffen das Heute, die Ermordung von Roma und Sinti, rassistische, menschenverachtende Taten, Jahrzehnte nach der Vernichtung im Nationalsozialismus.

BR: Es sind Bilder gegen Rassismus gegenüber Roma und Sinti. Dass die Mörder an Roma und Sinti in einigen, vor allem in osteuropäischen Ländern, oftmals straffrei bleiben ist unerträglich.

Die Bilder der Ausstellung Frankfurt – Auschwitz sind Teil eines Zyklus über die nationalsozialistischen Verbrechen.

2. August 2009

(siehe:"Von links hinter der Paulskirche gehen Sie in die Braubachstraße und dann in die Battonnstraße) http://www.ausstellung-rausch.de/Seiten07/Ausstellungsprojekte/Bunker/4_Paulskirche.htm)