Tagebuch Die Röchlings und die Völklinger Hütte
Tag 18 27. Oktober 2014
Heute war es angenehm in der Ausstellung, der
Ausstellungsraum
war nicht überhitzt wie so oft in den vergangenen Wochen. Vor
allem lief der Text, mit dem der Raum vorher durchgehend
ohne Pause beschallt wurde, nur noch sporadisch. Alle 30 Minuten war er an
diesem Tag zu hören:
Erleben Sie Kommerzienrat Dr. Hermann Röchling im Alter von 80
Jahren, den genialen Techniker und Ingenieur. Er war das 11. Kind von Karl
und Alwine Röchling und folgte seinem Vater als Chef der Völklinger
Hütte nach. Wir erleben Hermann Röchling, nachdem er 1949 als Kriegsverbrecher
im Röchling-Prozeß in Raststatt zu 10 Jahren Haft, Ehrverlust,
Aufenthaltsverbot im Saarland und Beschlagnahme seines Vermögens verurteilt
wurde und dann 1951 gegen Auflagen frei kam. Karl Röchling kaufte die
Völklinger Hütte 1881 für 270 000 Mark. Erleben Sie den Dialog
über Generationen
und Grenzen hinweg. Alwine Röchling schenkt ihrem Mann Karl 14 Kinder
und
Das Tribunal Général,
die Rastatter Prozesse und die Anklage
gegen Hermann Röchling und andere. Dieses Dokument ist in der Ausstellung
einzusehen.
Teil V
Auszüge aus der Anklageschrift
Vom Monat September 1940 ab war Ernst RÖCHLING beauftragt worden, aus Frankreich die Beute abtransportieren zu lassen, deren die Saar bedurfte, insbesondere Maschinen, Schrott, Legierungsmetalle und Rohstoffe aller Art.
Die Tätigkeit der Leiter der Firma RÖCHLING
beschränkte sich
nicht nur auf die wirtschaftliche Ausplünderung der besetzten
Länder, ihr Chef Hermann schlug auch die Verordnung des Röchlingsgeschosses
vor und beteiligte sich wirksam an der wirtschaftlichen Führung der Angriffskriege.
Den verschiedenen Ministerien und Hitler erteilte er Ratschläge.
Als sich im Frühjahr 1942 bei der deutschen Wirtschaft Anzeichen von Erschöpfung bemerkbar machten die auf die unzureichende, durch die Transportkrise verschuldeten Eisenerzeugung zurück zuführen war, schlug Hermann RÖCHLING Maßnahmen vor, die geeignet waren, der Situation Herr zu werden.
Ende Mai 1942 wurde er Vorsitzender der Reichsvereinigung
Eisen und der besetzten Länder, mit Befehlsgewalt über die
vornehmsten deutschen Industriellen (Poensgen, Krupp, Flick
). Er entfaltete
eine ganz besondere Tätigkeit, um die Eisenerzeugung mit allen
Mitteln zu steigern. Androhungen sind manchmal von dem Angeklagten selber
ausgegangen. Es war nämlich der Fall für Herrn Stroh, Direktor der
Firma Schneider, der nach Deutschland
deportiert wurde und von dem man keine Nachricht mehr erhalten
hat.