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Tagebuch “Die Röchlings und die Völklinger Hütte”

Tag 19 – 28. Oktober 2014

 

Unerträglich ist das Klein-und-kleiner-Reden der Naziverbrechen durch die Ausstellungsmacher der Ausstellung „Die Röchlings und die Völklinger Hütte“ .

In der Anklageschrift gegen Röchling und andere im Rastatter Prozess ist zu lesen: “Die Forderungen des Vorsitzenden der Reichsvereinigung Eisen und Stahl haben eine Massenverschleppung von ausländischen Arbeitern aus fast allen mit Deutschland und seinen Vassallenstaaten im Krieg stehenden Nationen nach dem Reich zur Folge gehabt, nach den Eingeständnissen des Hauptangklagten waren es 200 000.”

Wie viele Tausende der Verschleppten starben alleine in den Betrieben und Lagern, in denen die Röchlings unmittelbar zuständig waren?
Nicht nur in ihrem Eisenwerk in Völklingen hatten die
Kriegsverbrecher ein Terrorsystem aufgebaut. Aus der Anklageschrift gegen Röchling und andere: “Die schlechte Behandlung, die dem Personal der Karlshütte, jenes von der Firma Röchling geraubten
Werks zuteil wurde, war besonders gehässig. Eine von einem SS-Offizier geleitete Sonderpolizei sowie ein Sondergericht wurden dort eingerichtet, die Arbeiter wurden für den geringsten Fehler bestraft,
ja sogar in ein Konzentrationslager eingewiesen …

Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der ausländischen Arbeitskräfte, die in den anderen lothringischen Metallwerken eingesetzt waren, über die Hermann Röchling ein doppeltes Aufsichtsrecht als Reichsbeauftragter einerseits und als Vorsitzender der
Reichsvereinigung Eisen andererseits, ausübte, waren nicht beneidenswerter.”

Frau Plettenberg, die den historischen Teil der Ausstellung
verantwortet, schrieb im Katalog zur Ausstellung (S. 28): “Vom
Mai 1942 an war die Beschaffung von Zwangsarbeitern für die Eisen schaffende Industrie Hitlerdeutschlands mit seinem Namen
verbunden. Die entsprechenden Maßnahmen sind als ‘Röchling-Programm’, ‘Röchling-Aktion’ oder ‘Röchling-Transporte’ in die Geschichte eingegangen. Sie stehen als Synonyme für riesige, teils widersinnige Menschenverschiebungen quer durch Europa. So kamen aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion weniger die erwarteten männlichen Arbeitskräfte, sondern Frauen, Jugendliche, sogar Kinder und Kranke. Sie wurden gleich wieder in ihre von Deutschen
besetzten Heimatländer ‘rückgeführt’.”

Beim Lesen dieser Sätze assoziierte ich eine Landverschickung von Kindern und Jugendlichen ins Schullandheim. Außen vor lässt Frau Plettenberg – zumindest an dieser Stelle –, dass viele von den Verschleppten in Lagern zu Tode kamen und nie mehr ihre Heimat sahen. Dieses Verniedlichen und Verharmlosen der Kriegsverbrechen und der Kriegsverbrecher, das sich sowohl in der Ausstellung selbst
als auch im Ausstellungskatalog mehrfach darstellt, ist in keiner
Weise den Taten der Nazi-Mörder angemessen.

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