Cover: Bernd Rausch
Wir Viertelkinder. Diese Geschichte ist eine Viertelgeschichte, eine Geschichte für die Viertelbewohner dieser Welt. Viertelbewohner lieben und schätzen ihr Viertel. Sie kämpfen um ihr Viertel, sie trauern um ihr Viertel, vor allem dann, wenn es aus ökonomischen Interessen totsaniert wird oder wenn es sonstwie mit ihrem Viertel den Bach runter geht. Ohne diese Viertel wäre die Welt eine arme Welt. Eine Hommage an die Viertel dieser Welt, denn Städte ohne solch ein Viertel fallen dem Siechtum anheim.
Asphalt glänzt, Mondlicht bricht sich in Pfützen. Durch Wasserlachen
hüpfen Hotpants-Teens. Wasser spritzt ihnen bis zum Knie und macht Männerhosenbeine
nass. Ein schönes Kennenlernvergnügen, denkt der leicht betüdelte
Nashville, als er mit seiner Klampfe die Treppe vom Kur Eck runtergeht. Lustige
Girlies in einer angebrochenen Nacht. Nashville
entlockt seiner Klampfe ein paar beifallheischende Töne, während
er mit seiner anderen Hand eine Pulle zum Munde führt. Kurz hält
er inne, als er sieht, wie zwei schwer Verliebte beinahe wie in Trance auf
der Bordsteinkante wandeln. Dann nimmt er einen großen Schluck aus seiner
Südstaaten-Whiskypulle. Betrunkene suchen sich ihren Weg. Ein Lüftchen
weht Nashville in die Nase, er muss niesen und schneuzt ins Taschentuch. Noch
immer tröpfelt Regen, noch immer strömen Konzertbesucher die Treppe
vom Kur Eck hinunter auf die Nauwieserstraße. Es zieht ihn in die kleine
Kopfsteinpflastergasse. Noch immer kann er es nicht lassen, den Weg zu gehen.
Noch immer ruft er herzerweichend, kaum hörbar, in sich hinein: "Olympia,
wo bist Du?" Noch immer vergebens, Olympia erwidert nicht sein Flehen.
Heute Abend hatte Nashville im Kurze Eck gespielt, einen Ohrwurm nach dem
nächsten Ohrwurm, doch einer von ihnen verfolgte ihn. Ganz voller Melancholie
und Traurigkeit sang er ihn erst leise vor sich hin, dann so laut, dass sich
in den Nachbarhäusern Fenster öffneten.
Nashville, Delia, Willi Bald und viele andere Protagonisten bevölkern unser Viertel. Unser Geschichten erzählen von ihnen. Außer Witz, Humor und einer guten Portion Ernsthaftigkeit haben wir den Akteuren einen Schuß Herzblut mit auf ihre Reise gegeben. Es ist nicht Lola, die da rennt. Es ist Olympia, die da auf der Straße, der Nauwieser, rennt, und sie ist vergnügt, irgendwie enthemmt bei der Sache. In der Kneipe der Hoffnungslosigkeit trägt jeder sein Schicksal mit Kontinos, äh Contenance. Nilles hebt sein Schnapsglas und prostet seinen Gästen zu: "Ist nur ein bisschen Seelennahrung für Liebeskranke. Das Glück kommt doch immer erst am Schluss. Kann sein, dass es erst jetzt richtig losgeht, armer Nashville, armer Juri D." Und wischt sich dabei heimlich eine Träne aus dem linken Auge. Jetzt geht's los ...
Zum Buch: http://www.amazon.de/WIR-VIERTELKINDER-Big-Trouble-Edition-ebook/dp/B00HFA3VIG/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1387515205&sr=1-1&keywords=WIR+VIERTELKINDER