zurück. ... Ausgang

Bernd Rausch gegen Verharmlosung
Von Sadija Kavgic - Aus Saarbrücker hefte 119/2019

Die längst überfällige Aufarbeitung der Geschichte der Völklinger Hütte war im Saarland, wie viele andere NS-Zeit-Themen auch, bislang nicht die Sache der offiziellen Geschichtsforschung. Vielmehr sind es vor allem Einzelpersonen und Bürgerinitiativen, die sich gegen die anhaltende Verharmlosung der NS-Herrschaft und ihrer Statthalter,in diesem Fall der Familie Röchling in Völklingen, stellen (müssen). Einer von ihnen ist Bernd Rausch. Mit Ausdauer und Zielstrebigkeit kämpft er gegen das bisherige Bestreben der ehemaligen Hüttenbesitzer und ihres Gefolgsmanns Grewenig, die Rolle der Röchlings in beiden Weltkriegen schönzureden. Wenn Rausch mit seiner weißen Mähne durch die Hütte geht, sieht Direktor Grewenig schwarz. Die Konfrontation spitzte sich Ende des Jahres 2014 zu. Grewenig war schon seit fünfzehn Jahren der Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte. Nachdem die Stimme der saarländischen Öffentlichkeit, die nach einer Geschichtsaufarbeitung und einem angemessenen Andenken an die Zwangsarbeiter verlangte, unüberhörbar geworden war, zeigte Grewenig mit der Ausstellung »Die Röchlings und die Völklinger Hütte«, wie er die Vergangenheit und die Zukunft der Hütte sieht. Und dass er voller Bewunderung für den Röchling-Klan ist.

Dies brachte Rausch dazu, sich fast ein Jahr lang regelmäßig, zeitweise fast täglich, auf den Weg in die Hütte zu machen und die besagte Ausstellung zu besuchen. Seine Eindrücke schilderte er in einem Onlinetagebuch, abrufbar unter: www.ausstellungen-rausch.de.
Daraus entstand auch eine Anzahl von großformatigen, verstörenden Gemälden, die alle eine Botschaft haben: Verachtung für den zweifach verurteilten Kriegsverbrecher und Menschenfeind Hermann Röchling.

Auch nach der Ausstellung des Zyklus »Menschheitsverbrechen« ließ Rausch nicht locker: 2017 veröffentlichte er im Eigenverlag den Band »100 Jahre Röchling – Ausbeutung, Raub, Kriegsverbrechen« (ISBN
978-3-00-053761-5). Im Untertitel: »Nazi-Kriegsverbrecher werden erst durch
Meinrad Maria Grewenig schön«. Darin rekapituliert er alles bislang Bekannte zur Rolle der Röchlings in den beiden Weltkriegen und zum Bemühen Hermann Röchlings, das Naziregime noch effektiver zu gestalten. Das Büchlein wurde viel beachtet und vollständig in der Vierteljahreszeitschrift BIG Business Crime veröffentlicht. Zudem gab es ein Interview mit dem Autor in der Wochenzeitung Der Freitag.

Derweil wuchs von vielen Seiten der Druck auf den Aufsichtsrat der Hütte, sprich die Landesregierung des Saarlandes. Die anfängliche Absicht Grewenigs, die Ausstellung über die Röchlings dauerhaft in der Hütte zu installieren, verflüchtigte sich. Es mussten andere Beiträge her: eine Ringvorlesung über die Industriekultur, eine Forschungsarbeit über die Zwangsarbeit in der Hütte, ein Gedenkort für die Zwangsarbeiter. Auch Bernd Rausch legte nach: Im Oktober 2018 präsentierte er sein neues Buch:
»Weltkulturerbe Völklinger Hütte – Das Erbe der Röchlings« (ISBN 978-3-9819623-0-7). Darin legt er die Rolle des Generaldirektors des Weltkulturerbes Völklinger Hütte als Mitglied des „Ritterordens vom Heiligen
Grab“ und die Verstrickung der saarländischen Politik und Medien in die Geschichtsklitterungsversuche im Saarland offen. Er beklagt den Umstand, dass im Saarland nicht die Kriegsverbrecher und diejenigen,
die sie verherrlichen, das Problem sind,
sondern deren Kritiker.

´

 

Zu
dem
Buch

<

 

Zu
dem
Buch

<

 

Zu
dem
Buch

<


Zu
dem
Buch

<


Zu
dem
Buch

<


Zu
dem
Buch

<


Zu
dem
Buch
<


Zu
dem
Buch

<

 

Inhalt: Die Bombe, die unstöten sollte ...... Zu: Die Bombe, die uns töten sollte

Preis 10,90 Euro. "Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Das Erbe der Röchlings" erhältlich. ISBN 978-3-9819623-0-7

Bücher kaufen

Zum Antiquariat

Aus einem Brief an den Autor von „100 Jahre Röchling – Ausbeutung, Raub, Kriegsverbrechen“

„Sehr geehrter Herr Rausch, die Büchlein sind gestern gut angekommen und ich habe eines sofort von vorn bis hinten mit Spannung gelesen. …Ihre Zuspitzung ist so energisch, dass sie eigentlich ihren Zweck erfüllen müsste, nämlich eine lebhaftere öffentliche Diskussion auszulösen, als bisher der Fall.

 

Aus DER Freitag - Wochenzeitung - Community - Von Richard Zietz
...
Bernd Rauschs Buch über die NS-Verstrickung des Röchling-Clans geht vielen zu weit. Ein Interview. ...

Frage: Wie war die Resonanz auf dein Buch?

Antwort: Die Resonanz – auch wenn diese in den saarländischen Monopol- und Staatsmedien so gut wie nicht vorkommt, ist großartig. Die Inhalte des Buches sind Gegenstand vieler Diskussionen im gesellschaftlichen Bereich. Die Macht der Röchlings ist ungebrochen an der Saar. Der Umgang mit dem Buch zeigt deutlich auf, dass das deutschnationale Bündnis, das sich Mitte der 1950er Jahre anlässlich des autonomen Saarstatuts formierte und in ähnlich widerlicher Weise für den Anschluss an Deutschland agierte wie die Anschlussbefürworter 1935 an Nazi-Deutschland, die Geschicke im Saarland noch immer dominiert.

Deshalb ist nicht der Nazi-Kriegsverbrecher Hermann Röchling in dem kleinen Bundesland das Problem, sondern sein Kritiker. 1935 hatte Hermann Röchling die SaarländerInnen heim ins deutsche Nazi-Reich geholt. Mit mehr als 90 % votierten diese bei der Saarabstimmung für den Anschluss an Hitler-Deutschland. 1957 stimmten über 67 % der Saarländerinnen wieder für den Anschluß an Deutschland. Die Reaktionen auf das Buch zeigen, dass sich die SaarländerInnen in ihrer Mehrheit nicht von dem desaströsen Abstimmungsverhalten von 1935 und 1957 emanzipiert haben.

Frage: Das Buch »100 Jahre Röchling …« hat stellenweise einen sehr anklagenden, generalisierenden Tonschlag. Provokativ gefragt: Sollte man mit dem Thema Röchling nicht milder umgehen?

Antwort: Ob mild, ob hart, der Kritiker des gesellschaftlichen Status quo, die Röchlings betreffend, ist nicht nur ein Gegner, der um Positionen in einer gesellschaftlich wichtigen Debatte ringt. Er ist definitiv der Feind. Da hat sich seit 1957 wenig geändert. Mindeststandards im Umgang mit dem Röchlingerbe habe ich in meinem Buch genannt. Im Wesentlichen wären dies:

1. In einer Dauerausstellung im Weltkulturerbe Völklinger Hütte muss die saarländische Industriegeschichte der letzten 150 Jahre mit Elend, Ausbeutung und den sozialen Kämpfen des Proletariats dokumentiert werden. Im Mittelpunkt der Ausstellung müssen Ausbeutung, Zwangsarbeit, Waffenproduktion und Kriegsverbrechen stehen und die Verantwortlichen. Die Röchlings müssen deutlich benannt sein.

2. Die Eigner des Röchling-Konzerns sollen nachhaltig dazu aufgefordert werden, die Zwangsarbeiter, Zwangsarbeiterinnen und deren Familien zu entschädigen.

3. Ein Denkmal zur Erinnerung an Leiden und Tod und den vielfachen Mord an Verschleppten und zur Sklavenarbeit gezwungenen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen muss am Eingang zum Weltkulturerbe gut sichtbar errichtet werden.

4. Hermann Röchling als Ehrenbürger der Stadt Völklingen muss ersatzlos aus der Liste gestrichen werden.

5. Die »Röchling-Höhe« muss in »Bouser Höhe« umbenannt werden

Frage: Aktuell wieder hochgekocht ist die Frage der Röchling-Vergangenheit anlässlich der Auseinandersetzungen um die Umbenennung des Völklinger Stadtteils Hermann-Röchling-Höhe. In Völklingen etwa scheint sich speziell Herman Röchling andauernder Beliebtheit zu erfreuen. So liest man, dass sich Arbeiter der Völklinger seinerzeits bereiterklärt hatten, Röchlings-Kriegsverbrecher-Haft an seiner Stelle abzusitzen. Ist das nicht schwer, angesichts einer solchen Stimmung gegenzusteuern – beziehungsweise kritische, möglicherweise unangenehme Fragen aufzuwerfen?

Antwort: Im Buch habe ich dokumentarisch dargelegt, wie es der Bürgerinitiative Bouser Höhe – Gegen das Vergessen beinahe gelungen war, den Stadtteil »Hermann Röchling« in »Bouser Höhe« zurück zu benennen. Einige der im Buch versammelten Texte verweisen auf den gesellschaftlichen Zusammenhang von Politik, Medien, Röchling-Geld und Röchling-Macht, der eine emanzipatorische Aufarbeitung des desaströsen Erbes als nicht möglich erscheinen lässt. Ein Buch wie »100 Jahre Röchling ...« oder meine Webseite zum Buch sind im Verhältnis zu dem vorhandenen Machtcluster wenig, denke ich, aber mehr als nichts.